Sehen ist mehr als ein Blick
Wir gehen durch die Welt und sehen. Doch so, wie wir sehen, übersehen wir. Das eine tritt in den Vordergrund, das andere verschwindet in den Randbereichen unserer Wahrnehmung – bis wir nicht mehr unterscheiden können, was wirklich da ist und was unser Blick aussortiert.
Sehen ist kein neutraler Vorgang. Es ist eine Wahl. Eine Entscheidung, bewusst oder unbewusst. Wir fokussieren, filtern, überblenden. Mit der Kamera verstärkt sich dieser Prozess. Ein Bild zeigt nicht einfach, es formt, es lenkt, es macht sichtbar – und damit auch unsichtbar.
Fotografie ist für mich nie nur das Festhalten eines Moments gewesen. Sie war immer eine Art des Denkens. Am Anfang direkt, fest, dokumentierend. Später fragender, suchender, tastender. Die Frage ist nicht mehr: *Was zeigt ein Bild?* Sondern: Was bleibt verborgen? Und warum?
Denn das, was ein Bild offenbart, ist oft nur ein Ausschnitt eines größeren Zusammenhangs. Ein Gebäude ohne seinen Bewohner, eine Bewegung, die nicht zu Ende geführt wird. Ein Blick, der nicht ganz trifft. Leerstellen entstehen, nicht als Mangel, sondern als Raum für das, was sich nicht unmittelbar zeigt.
Mit der Zeit wurde das Sehen bewusster, komplexer. Es ging nicht mehr darum, die Welt zu ordnen, sondern sie durch das Bild hindurch neu zu denken. Es gibt keine reine Dokumentation. Jedes Bild ist eine Konstruktion, ein Standpunkt, eine Verhandlung zwischen dem, was sichtbar ist, und dem, was sich entzieht.
Ein gutes Bild hält nichts fest. Es macht etwas auf.
Joerg Alexander
Joerg Alexander ist ein deutscher Fotograf, dessen Werke voller Symbolik, Lyrik und visueller Sinnlichkeit stecken. Der in Berlin lebende Fotokünstler kreiert komplexe Bilder, die den Betrachter immer wieder vor neue Rätsel stellen. Seine Fotografien verbinden oft verschiedene Bilderwelten und beinhalten rätselhafte und teils verstörende Details.
Diese Vielschichtigkeit macht seine Werke besonders faszinierend. Alexanders Fotografien bestechen durch ihre intellektuelle Tiefe, ein besonderes Licht und ein steril modernes Setting, das an kommerzielle Fotografie oder Popkultur erinnert. Hinzu kommen intuitive, erotische Anspielungen, die eine zusätzliche Ebene der Interpretation bieten. Der Reiz seiner Arbeiten liegt in dieser spannenden Mischung aus ästhetischer Anziehungskraft und gedanklicher Herausforderung.
In dieser Mischung entfaltet sich die eigentliche Kraft seiner Bilder – sie dringen tief in unsere Psyche ein, beschreiben Ängste, Triebe, Fetische, Fantasien und Sehnsüchte, und schaffen eine einzigartige Atmosphäre, die zwischen Vertrautem und Archetypischem angesiedelt ist.
Joerg Alexander is a German photographer whose works are full of symbolism, lyricism and visual sensuality. The Berlin-based photo artist creates complex images that constantly present the viewer with new puzzles. His photographs often combine different visual worlds and contain enigmatic and sometimes disturbing details.
This complexity makes his works particularly fascinating. Alexander’s photographs captivate with their intellectual depth, a special light and a sterile modern setting reminiscent of commercial photography or pop culture. There are also intuitive, erotic allusions that offer an additional level of interpretation. The appeal of his works lies in this exciting mixture of aesthetic appeal and intellectual challenge.
It is in this mixture that the real power of his images unfolds – they penetrate deep into our psyche, describing fears, urges, fetishes, fantasies and longings, and create a unique atmosphere that lies somewhere between the familiar and the archetypal.